Bodyfitness bis ins Alter

Ausgabe April 2009
Editorial von Anandi

Bewegung macht beweglich. Und jeder, der sich in seinem Körper zu Hause fühlt, weiß, wie gut sie tut. Er ist ja eigentlich von der Natur her zum Jagen ausgestattet, zum Beutemachen und dazu, diese dann in die Höhle zu schleppen. Er kann laufen, hüpfen, tanzen, springen, hat Muskeln, Sehnen und Gehirn.

Doch meist bewegen ihn viele von uns vor allem dazu, ins Auto zu steigen, die täglichen Pflichtwege zurückzulegen, Fernbedienungsknöpfe zu drücken und ihre vielzähligen Armmuskeln durch häufigen Griff in die Chipstüte zu trainieren. Und wenn es irgendwann zur Qual wird aus dem Sessel hochzukommen, treibt sie ihr schlechtes Gewissen ins Fitnessstudio: Hechel, hechel, weg mit dem Hüftgold!

Es ist erwiesen: Sportliche Aktivitäten versorgen Organe, Muskeln, Knochen und die Verdauungswege unseres Körpers mit Sauerstoff und Vitalität, sie fördern die seelische Ausgeglichenheit und verringern das Risiko degenerativer Erkrankungen im Alter. Außerdem machen flexible Körper schlau und kreativ. Und andersherum: Ein gesunder Körper ist vital und will sich bewegen. Ein Kreislauf, der sich selbst aktiviert.

Nur: Wie komme ich in Gang? Wo ist die Lust an der Bewegung hin? Heutzutage haben ja Kinder schon Schwierigkeiten einen Purzelbaum zu schlagen. Statt draußen begeistert Verstecken oder Fußball zu spielen, fahren sie lieber Rennen auf ihrer Playstation und jagen dem Tagesrekord hinterher. Das zieht sich durch alle Altersstufen: Tore schießen, Berge kraxeln, Tennis, Boxen, Eiskunstlauf – alles vor der Glotze, virtuell, bequem und sauber. Leichte Siege ohne Schweißgeruch, Leistungsstress und den lästigen Frust des Versagens.

Ein anderes Extrem ist der Fitnesswahn. Und nimmt oft schon groteske Züge an. Einfach lockeren Sport treiben, in seinen ureigenen Schwung kommen und Freude dran haben reicht nicht. Nein, das Leitbild der idealen Körpersilhouette beherrscht alles: „Ich will schließlich attraktiv sein!“ Ein elastischer Teenagerkörper muss her, mit Sixpack, modellierten Bizeps und bitte! – keine Zellulite! Mit militärischer Disziplin wird sich erbarmungslos dafür geschunden, den welkenden Körper und seine Muskeln stramm zu pumpen, bis er sich anfühlt wie Knorpel. Und als Zugewinn wird im Rausch von Dauerlauf und Hantel-Stemmen auch noch die Angst vorm Alter und dem Tod verdrängt.

Selbst sanfte Körperaktivitäten, wie z.B. Yoga und Pilates, deren Fokus auf Bewusstheit und harmonisierenden Atemtechniken liegt, können sich auf das bloße Körpergefühl beschränken und zur mechanischen Gymnastik entarten. Oder man rutscht in die Egofalle: z.B. in Form des Glorienscheins eines disziplinierten Asketen, der seinen Körper meistert. Das natürliche Strömen der Lebensenergie bleibt dabei auf der Strecke.

In seinem Diskurs in dieser Ausgabe sagt Osho dazu:

Lebt gesund, aber denkt dran, dass das nicht das Ziel ist. … Der Körper ist ein Motor, ein herrlicher Motor; setz ihn ein, aber setz ihn zu etwas Höherem ein, statt um seiner selbst willen. … Stecke deine gesamte Energie ins Meditieren. Behalt nur ein Ziel im Auge: dass du in dir eine Mitte schaffen musst. Sobald diese Mitte aufsteigt, dieser Gebieter eintritt, beginnen all deine Sinne ihm einfach zu folgen … Sobald deine Energie motiviert ist, sucht sie sich ihren eigenen Weg.